Nach 2010 und 2013 ereignete sich am 04.06.2016 eines der schwersten Unwetterereignisse in der Geschichte der Gemeinde Wachtberg. Zeitweise kam es im Bereich Fritzdorf, Arzdorf, Werthhoven zu Niederschlagsmengen von bis zu 115 Liter / Quadratmeter. Bis in die frühen Morgenstunden des 05.06.2016 waren zahlreiche Einsatzkräfte von Feuerwehr, Rettungsdienst, DLRG und Wasserwacht im Einsatz, um die Folgen des Unwetters weitestgehend in den Griff zu bekommen. Im gesamten Gemeindegebiet waren zahlreiche Keller vollgelaufen und Brücken eingestürzt. Der Godesberger Bach hatte einen historischen Höchststand von 2,35 Meter erreicht. Personen wurden glücklicherweise nicht verletzt.
Gegen 14:30 Uhr wurde die Feuerwehr Wachtberg erstmals aufgrund vollgelaufener Keller nach Fritzdorf alarmiert. Schnell häuften sich die Meldungen von der Leitstelle, so dass gegen 14:45 Uhr die Leitstelle der Feuerwehr Wachtberg in Berkum besetzt wurde, um von dort die Einsätze zu koordinieren. Der Kreisbrandmeister Dirk Engstenberg informierte sich vor Ort über die Lage. Darüber hinaus waren Berater von Polizei, Rettungsdienst und Wasserwacht in der Funkzentrale im Einsatz. Zeitgleich wurden zusätzliche Einsatzkräfte aus angrenzenden Gemeinden und dem Rhein-Sieg-Kreis angefordert. Aufgrund der Erfahrungen der letzten Unwetter-Ereignisse wurde darüber hinaus die Berufsfeuerwehr der Stadt Bonn über die Lage informiert, so dass Vorkehrungen für Mehlem und Bad Godesberg getroffen werden konnten.
Da aufgrund der zahlreichen Niederschläge an den Tagen und Wochen zuvor der Boden selbst kein Wasser mehr aufnehmen konnte, bewegten sich die Wassermassen über den Arzdorfer und Godesberger Bach in Richtung Bad Godesberg und über den Mehlemer Bach in Richtung Mehlem talabwärts. Dies führte dazu, dass die Ortschaften Adendorf, Arzdorf und Fritzdorf von Berkum aus zeitweise nicht erreichbar waren, so dass die Einsatzkräfte über Meckenheim anfahren mussten.
Durch diese Erkenntnisse wurden seitens der Wachtberger Leitstelle sofort mehrere Einsatzabschnitte gebildet, um die Kräfte gezielt gemäß der Lagen vor Ort einsetzen zu können. Die Abschnitte gliederten sich in die Bereiche Fritzdorf / Arzdorf / Adendorf, Werthhoven, Niederbachem, Villip und Pech. Die Löschgruppe Niederbachem wurde vorsorglich in Niederbachem belassen und warnte dort bereits die Bevölkerung und sorgte dafür, dass entlang des Mehlemer Bachs Brückengeländer umgeklappt und Fahrzeuge umgeparkt wurden. Ebenso unterstützen sie – soweit möglich – bei Vorbereitungen, um den zu erwartenden Schaden so gering wie möglich zu halten. Eine Brücke am Ortseingang wurde von den Wassermassen komplett weggespült. Da hier Versorgungsleitungen verliefen und kurzfristig Gasgeruch wahrzunehmen war, wurden die anliegenden Anwohner vorsorglich evakuiert. Allerdings stellte es sich als Fehlalarm heraus und die Anwohner konnten wieder zurück in ihre Häuser.
Entlang des Arzdorfer / Godesberger Bachs zeigte sich die Lage weitaus dramatischer. In Fritzdorf waren viele Keller vollgelaufen und mussten von den Einsatzkräften ausgepumpt werden. Selbst das Gerätehaus der Feuerwehr in Fritzdorf war von dem Ereignis betroffen. Die Flutwelle traf dann die Ortslage Arzdorf, wo nicht nur eine Brücke an der L123 unterspült und damit nicht mehr passierbar wurde. Auch die Kläranlage Arzdorf wurde überflutet. Diese konnte jedoch von den Gemeindewerken wieder in Betrieb genommen werden, nachdem der Wasserspiegel sank.
Die Wassermassen bewegten sich weiter talabwärts zur Burg Gudenau in Villip. Hier wurde die komplette Burg mit Gartenanlage überflutet. Entlang des Arzdorfer Baches bewegte sich die Flutwelle weiter in Richtung „Im Bruch“ in Villip und auf die Ortslage Pech zu. Kurz vor Pech wurde eine Brücke bei der Villiper Ölmühle zerstört und in Pech je eine Brücke der Pecher Hauptstraße und dem Grünen Weg. Die L158 war zeitweise nicht befahrbar und glich selbst einem reißenden Bach. Die Pecher Hauptstraße war in großen Teilen nicht befahrbar, so dass Strömungsretter des DLRG die Lage erkundete und schaute, ob Menschenleben in Gefahr waren. Die Anwohner der betroffenen Häuser hatten sich jedoch in die Obergeschosse gerettet und waren dort sicher.
Da an der Stelle der weggespülten Brücke in der Pecher Hauptstraße wieder Versorgungsleitungen offen lagen bzw. teilweise beschädigt wurden, wurden Energie- und Gasversorger, sowie die Gemeindewerke, an die Einsatzstelle alarmiert. Da Schäden an den Versorgungsleitungen nicht auszuschließen waren und Stromkasten aufgrund des Wassers anfingen zu schmoren, wurde für die gesamte Ortslage Pech zeitweise Strom und Gas abgestellt. Erst in der späten Nacht war zumindest wieder Strom vorhanden. Der Einsatz für die Feuerwehr und der unterstützenden Einsatzkräfte war am 05.06.2016 gegen 04:30 Uhr zu Ende. In Pech war eine Löschgruppe noch bis ca. 07:30 Uhr damit beschäftigt letzte Keller auszupumpen. Ebenso gab es am 05.06.2016 noch einige Erkundungs- und Folgeeinsätze.
Insgesamt gingen über die Leitstelle 140 Einsatzstellen ein. Hinzu kamen die zahlreichen Einsatzstellen vor Ort – je nach Lage in den Einsatzabschnitten. Unterstützt wurde die Feuerwehr Wachtberg von den Feuerwehren aus Alfter, Bornheim, Rheinbach, Troisdorf, Lohmar, Sankt Augustin, Niederkassel und Neunkirchen-Seelscheid. Hinzu kamen Polizei, DLRG, Wasserwacht, DRK und Malteser.
Fotos: WDR, Maximilian Mühlens, Feuerwehr, Privat
Pressestimmen (Auswahl)
WDR | 04.06.2016 | Unwetter: Gemeinde Wachtberg unter Wasser
GA | 05.06.2016 | Unwetter in Wachtberg – Ortsteile von Hochwasserwelle getroffen
WDR | 07.06.2016 | Nach dem Unwetter kommt das THW zum Brückenbau
Bild | 08.06.2016 | Nach dem Unwetter: THW baut Behelfsbrücke in Wachtberg
GA | 10.06.2016 | Überflutungen in Wachtberg – Das große Aufräumen in Villip
GA | 16.06.2016 | Unwetterbilanz in Wachtberg – Bäche richten teils katastrophale Schäden an
Da an der Stelle der weggespülten Brücke in der Pecher Hauptstraße Versorgungsleitungen offen lagen bzw. teilweise beschädigt wurden, wurden Energie- und Gasversorger, sowie die Gemeindewerke, an die Einsatzstelle alarmiert.